Kerala ist bekannt für seine Ayurveda-Kuren, eine Mischung aus spezieller Ernährung, pflanzlichen Heilmitteln, Yoga, und eben auch regelmäßigen Massagen. Viele Westler reisen extra für eine solche ganzheitliche Behandlung an und folgen für mindestens zwei Wochen der Lehre dieser Heilkunst. Für Harald, Ellen und mich genügte aber zunächst das Abenteuer einer Ayurveda-Massage! Dabei organisierte unsere Herbergsmutter einen Termin in der „Ayurveda-Klinik“, eine Rikscha holte uns ab und schon ging es los: Hose runter, Lendenschurz an, rauf auf die Holzbank. Zunächst wird Kokos-Öl im Haar verteilt und einmassiert. Danach folgen die übrigen Körperteile: Gesicht, Rücken, Beine, Vorderseite. Die Finger müssen knacken, ebenso die Zehen! Die Massage an sich war wirklich entspannend, sofern man die Augen schloss und die wenig gepflegte Umgebung der „Klinik“ sowie die penetrante Tempelmusik im Hintergrund vergessen konnte. Einbalsamiert mit Unmengen Öl, das über eine Stunde lang eingeknetet wurde, folgte schließlich der spannende letzte Schritt: die Säuberung. Ausgegangen waren wir von einer heißen Dusche (in unserer Unterkunft gab es leider nur kaltes Wasser), allerdings sollte alles ganz anders kommen. Die Masseurin brachte einen Eimer mit warmem Wasser und bestand darauf, die Waschung selbst vorzunehmen. Zuletzt bin ich vermutlich als kleines Kind von meiner Mutter gewaschen worden, dementsprechend seltsam war das Gefühl, das Ganze über sich ergehen zu lassen. Wieder angezogen, trafen wir drei uns draußen und platzten fast vor „Mitteilungsdrang“: Wie war das bei dir? Hat sie dich auch gewaschen?! Musstest du auch so ein Teil anziehen?! Zwei Tage später wiederholten wir das Ganze in einem anderen Ort in Kerala. Diesmal waren die Räumlichkeiten deutlich gepflegter. Die „Fremdwaschung“ scheint aber unmissverständlich dazu zu gehören, allerdings erschien es uns dieses Mal bereits völlig normal, was auch an der Selbstverständlichkeit liegt, mit der die geübten Masseurinnen vorgehen. Übrigens gab es bei diesem zweiten Mal noch nicht einmal einen Lendenschurz…